Ein herzliches „Servus“ und „sche das Plåtz gnuman håbts im Clubstüberl“!
Die Tage werden kürzer, ab zirka 16 Uhr wird es finster und draußen elendig kalt. Da blüht doch jedes Leserherz auf. Was gibt es dann Schöneres, als in eine Decke eingewickelt auf der Couch zu sitzen und in einem Buch zu lesen?
Ascari, Gabi, Nicole und mir geht es da nicht anders. Ganz entspannt sitzen wir vier auf der Lesecouch, trinken einen Schilcher-Glühwein, während im Kamin das Holz so vor sich glost und den Raum erwärmt. Ab und zu greift eine von uns zum Keksteller, der vollbestückt mit Vanillekipferl, Kokosbusserl und Schokotaferl ist.
Wo wir auch schon beim Thema unseres heutigen Treffens wären. Das Jahr 2022 hat viel für Gesprächsstoff gesorgt und einige Themen sind aktueller den je. Andere wiederrum sind schon etwas lange her, aber ihre Bedeutung haben sie nicht verloren. Und damit übergebe ich gleich mal das Wort an Nicole.
Zum Buch: Es ist die wahre Geschichte eines Elefanten, der sich im Jahr 1551 als Hochzeitsgeschenk auf den Weg von Lissabon nach Wien gemacht hat. Amüsant, süffisant und meisterhaft erzählt José Saramago davon, wie Mahut Fritz auszog, um Elefant Salomon nach Wien zu überführen.
Sicher kann man sich vorstellen, dass so ein Elefant zur damaligen Zeit ein außergewöhnliches Lebewesen war und für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt hat. Die meisten Menschen hatten keine Ahnung, was ein Elefant ist. So säumen herrlich amüsante Begebenheiten den Weg von Lissabon nach Wien. Manche treten dem fremden Wesen mutig entgegen, andere verstecken sich lieber in ihren Häusern und manch christlicher Würdenträger versucht sogar, dem Dickhäuter den Teufel auszutreiben oder ihn zu göttlichen Wundern zu bewegen.
Ich habe Soliman und Fritz gerne auf ihrer langen Reise von Lissabon nach Wien begleitet und war sehr überrascht, dass dieses außergewöhnliche Paar 1551 sogar einen Zwischenstopp in meiner Heimatstadt gemacht hat. Es ist die Geschichte eines extravaganten Hochzeitsgeschenks und der wohl ungewöhnlichsten Überführung im 16. Jahrhundert, die José Saramago auf meisterhafte Weise erzählt, und mir bestimmt in guter Erinnerung bleiben wird.
Für die damalige Zeit ein wirklich wunderbares und spezielles Hochzeitsgeschenk. Aber es klingt auf jeden Fall nach einem sehr interessanten Buch.
Und während mir Nicole noch ein wenig Glühwein einschenkt, kann ich euch den Link zur Rezension von ihr weitergeben: Nicoles Rezension
Machen wir gleich mal eine Gratwanderung und kommen zu Gabi,
die mir verraten hat, dass sie uns ein Buch mit einem aktuellen und sehr
brisantes Thema vorstellen wird.
Diese Gedanken hat sich der österreichische Autor Marc Elsberg schon vor über 10 Jahren gemacht und seitdem ist das Thema eigentlich nie ganz aus der öffentlichen Diskussion verschwunden. Damals war es schier undenkbar, dass kriegerische Auseinandersetzungen rund ums größte Atomkraftwerk Europas in Saporischschja stattfinden und wildgewordene, betrunkene Soldaten durchs Areal des AKW Tschernobyl marodieren. Und doch ist seine Version, wie Europa, wie die Menschen mit einem flächendeckenden Stromausfall umgehen, auch ohne diese widrigen Ustände erschreckend genug.
Marc Elsberg ist bekannt dafür, gründlichst zu recherchieren und die Themen, über die er schreibt, ausgiebig von allen Seiten zu beleuchten. Man kann das, was er in „Blackout“ aus seinen Recherchen und seiner Fantasie erschaffen hat, also durchaus als ein realistisch mögliches Szenario ansehen. Und genau dieser Aspekt hat mir beim Lesen mehr als einmal eine Gänsehaut beschert und ich dachte mir regelmäßig, ja, genau so könnte es sich abspielen.
Bei einer Lesung von Marc Elsberg, die ich besuchte, erzählte er sogar, dass er inzwischen zu Fachtagungen von Energieversorgern als Redner eingeladen wird, weil er sich für sein Buch „Blackout“ so viel Fachwissen übers europäische Stromnetz angeeignet hat wie sonst kaum ein Fachmann. Ich hoffe, inzwischen haben sich die Spezialisten ein paar mehr Gedanken um ihr Arbeitsfeld gemacht!
Andernfalls empfehle ich einen Blick ins Buch „Blackout“, denn das rüttelt einen wach und macht einen sprachlos. Inzwischen wurde das Buch auch als 6-teilige Miniserie verfilmt und auch diese prominent besetzte Filmversion kann ich genauso wie das Buch absolut empfehlen.
Hier geht’s zu meiner Rezension der Verfilmung und des Buch-ReReads 2021: Gabis Rezension
Meine heutige Empfehlung spielt im Jahr 2020. Damit könnt ihr
euch schon denken, um welches aufwühlende und strittige Thema es bei mir gehen
wird: 100 Punkte, der auf Corona getippt hat 😊
Aber seid unbesorgt, das Virus steht nicht ganz im Vordergrund, oder doch?
Ich werfe mal zu Beginn eine Frage in die Runde. Was ist,
wenn die Person, die dir eigentlich am meisten bedeutet, nicht mehr da ist? Wie
fühlt sich das an?
Um diese Frage dreht sich meine heutige Empfehlung. Und
bringt damit schon einen gewissen Gesprächsstoff mit sich.
In „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl geht es um
Lola, ihre Mutter Helene und deren beste Freundin Sarah.
Helene packt den ganzen Alltag – mit 3 Kindern, einen arbeitenden Ehemann und dem COVID Lockdown- nicht mehr und entscheidet sich dazu, zu sterben. Sie hinterlässt eine immense Lücke, die jetzt von Lola – ihrer Teenager-Tochter- und Sarah zu füllen gilt. So verweben sich die Leben einer kinderlosen und abenteuerlustigen Autorin und eines launischen, hinterfragenden aber vor allem aufmüpfigen Teenagers.
Der Roman hat mir durchaus gut gefallen. Als ich das Thema unseres nächsten Treffens sah und ich dieses Buch in der Buchhandlung gesehen hab, musste ich dieses kaufen. Mir ist nämlich die eingangsgestellte Frage nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Kann eine beste Freundin die Rolle der Mutter einnehmen und für drei Kinder sorgen?
Die Autorin beschreibt die Situation sehr genau und zeigt auch meiner Meinung nach deutlich und vor allem ungeschönt auf, was so ein Verlust für eine Familie bedeutet. Sowohl auf der emotionalen, aber auch familiären und finanziellen Ebene. Sie reflektiert gut, was es bedeutet in dieser Gesellschaft Frau zu sein und bedient sich durchaus extremen Mittel. Als Beispiel anzuführen wäre Lola, die einer Gruppe beitritt, die kämpft, um sich einerseits Respekt zu verschaffen, aber auch um sich selbst verteidigen zu können.
Das ist kein Buch für einen Nachmittag und von der Thematik her auch kein schöner. Allerdings ist es wichtig die Themen anzusprechen und zu behandeln. Der Tod an sich, oder jetzt im speziellen Suizid, oder Gewalt dürfen nicht totgeschwiegen werden. Es gibt einen Grund, warum eine Person den Freitod wählt und es gibt Gründe, warum eine Frau das Mutterdasein hasst. Nur sollten diese beleuchtet und hinterfragt werden.
„Die Wut, die bleibt“ kann ich euch empfehlen, wenn ihr Romane mit ernsteren Themen lesen wollt.
Bevor wir leider schon wieder zum Ende kommen, hat Ascari
eine Buchempfehlung, die ich als als goldrichtig bezeichnen würde.
Schaut mich jetzt nicht so fragend an, ich meine „Das kleine Ich bin ich“ von Mira Lobe. 1972 erschienen, erscheint es jetzt zum 50. Geburtstag in der 47. Auflage - kann man sich das vorstellen? Und eines der 1,2 Millionen verkauften Exemplare steht auch in meinem Bücherregal, denn dieses Buch hat sich neben meinen Sherlock Holmes-Geschichten einen dauerhaften Platz in meinem Herzen erobert.
Die Geschichte ist so einfach wie zeitlos: Ein buntes Tier spaziert über die Wiese und fragt die Tiere, wer es ist. Keines weiß eine Antwort, weswegen das Tier ganz traurig ist, bis es sich endlich selbst eine Frage auf die Antwort: Ich bin ich. So simpel wie bewegend in meinen Augen, dass wir jede und jeder Individuen sind - zeitlos eben!
Anlässlich des Jubiläums gibt es von der MÜNZE Österreich auch eine 5 Euro Münze, einmal in Kupfer und einmal in Silber. Die kupferfarbene kann ich euch heute zusätzlich zum Buch zeigen - ist das nicht eine süße Idee? Eigentlich bin ich ja keine Münzen-Sammlerin, aber bei der konnte ich einfach nicht nein sagen :D.
Hier noch die Seite vom Verlag zum Jubiläum, falls es
euch interessiert: Jungbrunnen Verlag
Nun, der Keksteller ist leer und den Glühwein gibt’s auch nicht
mehr. Alle Bücher sind besprochen und als hätte das Feuer es gerochen, hat es
alle Hoffnungen auf weitere Wärm
Doch bevor es so weit ist, wollen wir das 1. Club LiterAUTur Jahr Revue passieren lassen. Was für vier tolle und vor allem unterhaltsame Treffen wir dieses Jahr im Clubstüberl hatten.
Begonnen haben wir im Februar bei Ascari und im Mai waren wir bei Gabi zu Gast. Im August haben wir mit weißem Spritzer und einem Radler bei Nicole angestoßen und heute findet es einen schöne Abschluss hier bei wasliestlisa.
Lisa: "Aber jetzt um ehrlich zu sein, habe ich bei der Planung nicht damit gerechnet, dass es so unterhaltsam, aber auch so harmonisch wird. Man muss im Hinterkopf haben, dass wir uns persönlich nicht kennen und vielleicht vorher nur durch Kommentare unter den Blogposts in Kontakt standen. Geht’s da euch genauso, oder wie seht ihr das?
Nicole: "Bezüglich der Planung und Organisation hatte ich auch Bedenken. Andererseits habe ich schon an vielen Blogger-Aktionen teilgenommen, die immer großartig funktioniert haben. Warum sollten wir Vier es also nicht hinbringen? Ich finde es schön, dass wir so gut zusammenarbeiten.
Mich wundert mehr, die Vielzahl an unterschiedlichen Empfehlungen, die wir zu unseren Themen finden. Wir zeigen Österreich in vielen Facetten, geben Autorinnen und Autoren Raum, kramen in unterschiedlichen Genres und zeigen, wie schillernd der buchige Blick auf das Land ist. Ich bin tatsächlich beeindruckt, was es alles zu bieten hat und freue mich sehr auf das nächste Club LiterAUTur Jahr.
Lisa: "Da gebe ich dir vollkommen Recht. Aber auch gerade heute mit unserer unterschiedlichen Auslegung des Themas “Gesprächsstoff” zeigen wir, wie vielfältig die Literaturlandschaft in Österreich ist."
Dass wir viermal im Jahr ein Thema vorstellen, finde ich gut. Zumindest bei mir war es bisher so, dass ich nicht sofort zu allen Themen ein Buch im Kopf hatte. Ich musste mich ein wenig umschauen, stöbern, Bücher anlesen, verwerfen und weiter schauen. Das hat mir gut gefallen, kostet aber auch Zeit. Deshalb bin ich mit dem vierteljährlichen Rhythmus ganz glücklich. "
Ascari: "Okay, dann ist es gut, mir geht es nämlich ähnlich! Außerdem hab ich gemerkt, dass ich bei einem Buchtitel zu einem Thema schon mal daneben gegriffen habe. Bei einem dreimonatigen Rhythmus ist dann immerhin genügend Zeit, nach einem Ersatz zu suchen, ihn zu lesen und dann stattdessen vorzustellen 😀."
Lisa: "Bei mir ist es ähnlich. Ich bin mittlerweile auch ziemlich froh, dass wir uns auf quartalsmäßig geeinigt haben. Einerseits finde ich, ist die Vorfreude dann größer, als wenn das dann sich monatlich wie ein Hamsterrad einpendelt und man vielleicht dann die Lust dazu verliert. Andererseits hab ich auch nicht immer gleich ein Buch parat, welches zum Thema passt.
So, da wären wir nun wirklich am Ende unseres heutigen Treffens. Schnell sind die Stunden vergangen und es ist extrem schade, dass das Clubstüberl für heuer seine Pforten schließt.
Jetzt seid ihr an der Reihe. Was meint ihr? Ist etwas für euch dabei?
Liebe Lisa,
AntwortenLöschenwieder ein ganz toller Beitrag von euch vier Mädels. Ich bin immer schon wahnsinnig gespannt, was ihr als nächstes für Themen habt.
Bis bald!
Martina
Hallo Martina,
Löschenvielen lieben Dank. Wir geben uns Mühe. Ja, sei gespannt. Sind fleißig beim Brainstormen.
LG Lisa
Schönen guten Morgen!
AntwortenLöschenWieder ein ganz toller Beitrag und ich hab auch ein Buch entdeckt, dass schon auf meiner Wunschliste steht: Die Wut, die bleibt
Von der Autorin hat mir ja Dunkelgrün fast schwarz schon so gut gefallen und ich hoffe, ich komme bald auch dazu!
Ich hab deinen Post heute auch gerne in meiner Stöberrunde verlinkt und freu mich auf eure Ideen fürs nächste Jahr!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo Aleshanee,
Löschenerstmal vielen Dank für die Verlinkung in deinem Blogpost.
Freut uns, dass du ein Buch bei uns entdeckt hast. Mir hats ganz gut gefallen. Wünsch dir damit schöne Lesestunden.
Liebe Grüße Lisa